Der Journalist und Politikwissenschaftler Hans-Joachim Föller aus Meiningen, der anfangs der neunziger Jahre als Redakteur und danach als Autor für die Südthüringer Zeitung tätig war, ist am 26. Februar 2016, nur wenige Tage vor seinem 58. Geburtstag verstorben.
Geboren am 1. März 1958 in Schlüchtern, wuchs Hans-Joachim Föller in Hessen auf, studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte. Dem Zeitungsvolontariat in Hessen folgte 1992 der Umzug nach Thüringen, wo er die nach dem Mauerfall wiedererlangte Pressefreiheit mit seiner engagierten und konsequenten Arbeit als Redakteur der neugegründeten Südthüringer Zeitung in Bad Salzungen und Schmalkalden sowie im Anschluss bei Freies Wort in Suhl vielfach belebte und wichtige Akzente setzte.
Der langjährige Chefredakteur der Südthüringer Zeitung, Berthold Dücker, erklärte tief betroffen: „Hans-Joachim Föller war einer der wenigen mutigen Aufklärer der DDR-Diktatur, der sich nicht einschüchtern ließ. Seine Unabhängigkeit zeichnete ihn aus. Sein Tod ist ein schmerzlicher Verlust.“
Sein Motto war: „Sagen, was ist“, ein Zitat des Bürgerrechtlers Jürgen Fuchs.
Seit 1998 arbeitete Föller als freier Journalist unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Die Welt, Rheinischer Merkur, Das Parlament , Gerbergasse 18 , TAZ und Tagesspiegel , wobei die Darstellung der Folgen der SED-Diktatur einen großen Schwerpunkt bildete. Seine investigativen Recherchen und Artikel waren oft wegweisend, seine Analysen klar und deutlich. Vor allem die Opfer des SED-Regimes und der Nazi-Diktatur lagen ihm am Herzen.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb am 29. Februar über den Verstorbenen: „Föller machte sich als Publizist vor allem um die Aufarbeitung der DDR-Geschichte verdient.“ Und der Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Christian Dietrich, erklärte: „Hans-Joachim Föller hat in aufklärerischer Intention die Rechtfertigungskonstruktionen von Verantwortungsträgern der SED-Diktatur durchleuchtet. Er löste damit oft heftige Kontroversen und damit einhergehend wertvolle Erkenntnisprozesse aus. Er fehlt uns.“
Hans-Joachim Föller war sehr belesen, beschäftigte sich viel mit guter Literatur. Beleg dafür sind auch seine zahlreichen Rezensionen, die in überregionalen Zeitungen erschienen sind sowie im „Deutschlandfunk“ und „Deutschlandradio Kultur“ zu hören waren. Er stand in Kontakt mit vielen Schriftstellern und Bürgerrechtlern. Stellvertretend für viele sei da der Publizist Udo Scheer aus Stadtroda genannt. Mit der Schriftstellerin und Regisseurin Freya Klier aus Berlin verband ihn ebenso eine enge Freundschaft, auch wegen der gemeinsamen Aktivitäten im Bürgerbüro Berlin, einem Verein zur Aufarbeitung von Folgeschäden der SED-Diktatur.
Der Kälte und Ignoranz der zahlreichen Verharmloser der Diktaturgeschichte sowie der einstigen Verantwortlichen begegnete er mit fundierten Fakten und Belegen. Durch seine zahlreichen Veröffentlichungen hat sich Hans-Joachim Föller auch bei vielen seiner Journalisten-Kollegen eine Menge Respekt und Achtung erworben. Jüngeren Kollegen gab er gerne wertvolle Hinweise.
Thomas Purschke
Quelle:
http://www.geschichtswerkstatt-jena.de/images/Nachruf_Hans-Joachim-Foeller_stz-01.03.2016.jpg
Mit freundlicher Genehmigung des Autors